303 -
Jb - Shiva´s Kandariya-Tempel,
das Aufwachen des Mann´s in mir
(Die Zahlen dienen meiner eigenen Übersicht)
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Der Blog über das Land um Khajuraho
313 - Khajuraho - Tantra ZEHN:
Das Land um Khajuraho - wie es heute aussieht:
http://tantra-khajuraho-zehn.blogspot.com
Der Blog mit Garuda
314 - Khajuraho - Garuda meine mystische Ankunft in Khajuraho ELF:
http://garuda-in-khajuraho.blogspot.com/
(Garuda ist ein mystischer Vogel in Asien)
Der Blog der Frauenwanderung
315 - Khajuraho - Frauenwanderung von Bremen - um 1300
http://tantrische-frauenwanderung.blogspot.de/
(ein Versuch, in Indien die mittelalterlichen Tantra-Tempel zu verstehen)
Jb - Shiva´s Kandariya-Tempel,
das Aufwachen des Mann´s in mir
Die Gesamtübersicht über alle meine Blogs findet ihr hier:
002 - neue Gesamtliste:
http://mein-abenteuer-mein-leben75.blogspot.com/
002 - neue Gesamtliste:
http://mein-abenteuer-mein-leben75.blogspot.com/
Damit Ihr meine verschiedenen Berichte/Blogs über Khajuraho finden könnt, gebe ich Euch das folgende Inhaltsverzeichnis an, das ist eine Weiser-Liste mit den jeweiligen Blog-Adressen:
(Die Zahlen dienen meiner eigenen Übersicht)
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Der Blog, der erste Zugang, das Inhaltsverzeichnis:
301 - Khajuraho-Tempel -
Tantra, spirituelle Erotik
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http://khajuraho-mein-tantra.blogspot.de/
Den ersten Blog, die Allgemeine Einführung, findet ihr in
302 - Khajuraho Tantra - EINS:
http://tantra-khajuraho-eins.blogspot.com/
Dieser Blog:
303 - Khajuraho Tantra - ZWEI (im Shiva-Kandariya Tempel) ist hier:
http://tantra-khajuraho-zwei.blogspot.com/
Dann kommt der Blog
304 - Khajuraho Tantra - DREI a (im Shakti-Jagadamba Tempel) hier:
http://tantra-khajuraho-drei-aaa.blogspot.com
Zwischen-Blog
305 - Khajuraho - Begegnen der Inneren Frau - auch erlebt im Jagadamba:
http://khajuraho-innere-frau.blogspot.com/
Die letzten Erlebnisse im Jagadamba-Tempel
306 - Khajuraho - Tantra DREI b (weiter im Shakti-Jagadamba Tempel) hier:
http://tantra-khajuraho-drei-bee.blogspot.com/
Der Blog
307 - Khajuraho - Tantra VIER, die Sharduln:
http://khajuraho-shardul.blogspot.com/
Der Blog
308 - Khajuraho - Tantra FUENF
– die mittelalterliche Kleidung, die Wickelstrümpfe,
die eigenartige Kleidung der Leute auf den Tempelwänden:
http://wickelstruempfe.blogspot.com/
Der Blog
309 - Khajuraho - Tantra SECHS, Diskussion:
http://tantra-khajuraho-fuenf.blogspot.com/
Der Blog
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310 - Khajuraho - Tantra SIEBEN, Zitate:
http://tantra-khajuraho-sieben-osho.blogspot.com/
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311 - Khajuraho - Tantra ACHT, Literatur-Liste:
http://tantra-khajuraho-acht-literatur.blogspot.com/
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312 - Khajuraho - Tantra NEUN:
"Der Rote Kiesel" - eine Fantasiegeschichte in den Wäldern rund um Khajuraho:
http://der-rote-kiesel.blogspot.com/
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Fremde Khajuraho-Blogs:
von ffranz mit meinen Kommentaren:
501 - Meine Wurzeln in Indien:
Die Ideen zu dieser Fantasiereise entstammen einerseits den Berichten von Swami GANGA und andererseits den Vorträgen von OSHO. Eine Fantasiereise lässt alle Türen offen, zu einem tieferen subjektiven Erleben zu kommen.
Zur Geschichte der Tempel
Über die Chandéla-Dynastie findet sich in "The Oxford History of India" (1961, Seite 202 ff.):
»Die Chandela Dynastie von Jijhoti oder Bundelkhand hatte – obwohl sie nie eine Position erreichte, die so erhaben war wie die der größten Andhra- und Pala-Könige – eine längere Geschichte und spielte für drei Jahrhunderte eine gewichtige Rolle auf der politischen Bühne Indiens. Die frühen Chandela Könige scheinen unbedeutende Ghond-Häuptlinge in dem Gebiet gewesen zu sein [Ghond ist die Bezeichnung für die Ureinwohner dieser Gegend, heute als Adivasi bekannte Waldbewohner], das bis vor kurzem Chhatarpur im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh hieß. Im neunten Jahrhundert unterwarfen sie die benachbarten Pratihara- (Parihar-) Häuptlinge, die ausländischen Ursprungs waren ... und dehnten ihre Grenzen im Norden aus hinein bis in die Gegend, die heute Bundelkhand genannt wird, bis sie den Fluß Jumna erreichten. Die wesentlichen Städte des Königreichs, das Jejaka-bhukti oder Jijhoti genannt wurde, waren Khajuraho in Chhatarpur, Mahoba im Hamirpur Distrikt, und Kalanjar im Bandar Distrikt (im Bundesstaat Uttar Pradesh). Die militärische Macht des Königreichs hing im wesentlichen vom Besitz der Festung Kalanjar ab.
Über die Chandéla-Dynastie findet sich in "The Oxford History of India" (1961, Seite 202 ff.):
»Die Chandela Dynastie von Jijhoti oder Bundelkhand hatte – obwohl sie nie eine Position erreichte, die so erhaben war wie die der größten Andhra- und Pala-Könige – eine längere Geschichte und spielte für drei Jahrhunderte eine gewichtige Rolle auf der politischen Bühne Indiens. Die frühen Chandela Könige scheinen unbedeutende Ghond-Häuptlinge in dem Gebiet gewesen zu sein [Ghond ist die Bezeichnung für die Ureinwohner dieser Gegend, heute als Adivasi bekannte Waldbewohner], das bis vor kurzem Chhatarpur im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh hieß. Im neunten Jahrhundert unterwarfen sie die benachbarten Pratihara- (Parihar-) Häuptlinge, die ausländischen Ursprungs waren ... und dehnten ihre Grenzen im Norden aus hinein bis in die Gegend, die heute Bundelkhand genannt wird, bis sie den Fluß Jumna erreichten. Die wesentlichen Städte des Königreichs, das Jejaka-bhukti oder Jijhoti genannt wurde, waren Khajuraho in Chhatarpur, Mahoba im Hamirpur Distrikt, und Kalanjar im Bandar Distrikt (im Bundesstaat Uttar Pradesh). Die militärische Macht des Königreichs hing im wesentlichen vom Besitz der Festung Kalanjar ab.
Die Chandela Könige wurden im 10. Jahrhundert vollständig unabhängig.«
»Chandela-Architektur: Einer der schönen Seen, den die Chandela-Prinzen durch Abdämmen der Täler zwischen den niedrigen waldbedeckten Hügeln von Bundelkhand erstellten, wurde bereits erwähnt. Es gibt noch viele andere, an deren Ufern ich in meiner Jugend oft mein Zelt aufbaute. Die Ufer sind gigantische Strukturen mit Steinbelag und oft gekrönt mit riesigen Tempeln aus Granit oder eher Gneis [Gneis ist ein rotes Verwitterungsprodukt aus Granit]. Eine große Gruppe solcher Tempel steht immer noch in Khajuraho und ist allen Fachgelehrten indischer Architektur wohl bekannt. Einige der besten Tempel wurden vom König Dhanga in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts errichtet. Die Jaina-Religion hatte zahlreiche Mitglieder in den Chandela-Gebieten während des 11. und 12. Jahrhunderts, obwohl sie nun fast ausgestorben ist [1993 aber lebten etliche Jaina-Familien in Khajuraho-Dorf]. Alte Jaina-Tempel und Skulpturen können immer noch in vielen Dörfern gesehen werden.«
Das ist alles, was in diesem grundlegenden und bekannten Werk steht – nichts über die tantrische Bedeutung der Khajuraho-Tempel, nichts über GORAKNATH, nichts über die erotischen Figuren dieser Tempel.
Es ist mir nicht klar, wie die Chandélas an die Idee gekommen sind, dem tantra eine so überragende Bedeutung in ihrem Staat zu geben. Es wird aber in Khajuraho erzählt, daß sie zum Anfang Kontakt mit dem nordindischen tantra-Meister GORAKNATH (aus der später nach ihm benannten Stadt Gorakpur) gehabt hätten, der ihnen diese tantra-Gemeinde eingerichtet hätte. Allerdings habe ich bis jetzt in der mir zugänglichen Literatur noch keinen Hinweis auf GORAKNATH als tantra-Lehrer gefunden. Meine Frage an JYOTISHMAN DAM inWien, der ein Buch über GORAKNATH geschrieben hat (Literaturverzeichnis) ergab ebenfalls, daß er nicht an diese Idee glaubt.
DIE FANTASIE-REISE:
- eine spirito-therapeutische Reise ins mittelalterliche Khajuraho als Vorbereitung zur höchsten Erkenntnis.
Bild 14: Der Chitra-Gupta Tempel, die Treppe
Bild 15 (342.08): Ich nähere mich dem Kandariya Tempel
Langsam und allein wandere ich auf die Tempel zu, die in einem schönen Park liegen. Die Sonne brennt; ich habe mich geschmückt, wie es bei einem solchen Gang üblich und schön ist. Bunter Schmuck und bunte Tücher sind es, und es wird nun heiß auf der Haut. Es war zu viel, die Sonne zeigt's mir jetzt. Ich habe es übertrieben, habe mich wohl zu sehr rausgeputzt.
Bild 16 (341.16): im Park
Schon weit vor dem Tempelpark wird es stiller – keine Werkstätten, keine brüllenden Kühe oder Büffel, keine schreienden Kinder mehr – ich nähere mich einem geheiligten Gebiet. Leichter Vogelgesang, Plätschern eines Bächleins, Blätterrascheln, das Flattern der Schmetterlinge und Libellen.
Ich denke mich zurück in die hohe Zeit des Jejaka-bhukti-Reiches:
Ein paar Tagereisen von der Stadt Khajuraho entfernt liegt mein Dorf, wo ich mit Arbeiten in der Landwirtschaft Unterhalt für mich und für die anderen in meinem Haus, eigentlich für die ganzen Commune verdiene, die aus einer Ansammlung mehrerer Hütten besteht. Das Leben dort ist ziemlich anstrengend, es ist tagtäglich heiß und feucht, im Sommer scheint die Sonne Feuer zu schleudern, in der Regenzeit ist alles so lebendig, daß die Pilze aus jedem Stein zu sprießen scheinen, selbst aus meinem Körper.
Bild 17: Waldhütten
Die Tiere des Waldes stören dauernd unseren Anbau von Reis, Obst, Baumwolle und Gemüse, sie greifen sogar an, wenn wir sie vertreiben wollen, besonders die Büffel und Elefanten, die dauernd aus dem Wald kommen, sind unangenehm, und wir versuchen immer wieder, die Waldleute anzuwerben, die besser mit den Elefanten umgehen können, um sie zu vertreiben oder wo anders hinzuleiten. Die Mücken; die kleinen Blutegel, die an jedem Kraut sitzen und auf nackte Haut warten; die nesselnden Kräuter; die Vipern, nur eine Spanne lang und gefährlich, denn man sieht sie nicht und sie warnen nicht vor dem Stich – dagegen sind Kobras und andere Schlangen harmlos.
Bild 18 (...): Nebelwald
Unsere Commune besteht aus ein paar Hütten, die aus geflochtenen Matten gebaut sind, viele Leute leben darin, aber wir fühlen uns wohl – immerhin haben wir ein Feuer, an dem wir uns in der Regenzeit wärmen und an dem wir uns warme Getränke und Speisen kochen. Neulich ist die Frau gekommen, die sich um unsere Gesundheit kümmert, eine bhikkhuni *). Sie sah mich an und meinte, es sei schon länger her, daß ich mich mal so richtig losgelassen hätte, mich zurückgezogen hätte von den Leuten, von der Arbeit, von der Commune, daß ich ein chakra puja gefeiert hätte, daß ich mal etwas länger mit mir selbst still gewesen sei, daß ich mich wieder mal so ganz selbst erlebt hätte, daß ich von meinem ego losgekommen sei. Ich bekam einen Termin – und nun bin ich auf dem Weg zu den Tempeln.
*) Fußnoten am Ende des Blogs
*) Fußnoten am Ende des Blogs
Hinter uns liegt das Dorf, die Arbeit, die schreienden Kinder und zänkischen Alten, die Angst vor dem Elefanten unserer Gemeinde, der so leicht wild wird, der Gestank in den Abzugsgräben und das Gezeter des Aufsehers, wenn der Graben wieder nicht sauber ausgehoben ist. - Zwischen den Hütten des letzten Dorfes sehe ich schon die hohen Tempeltürme.
Wir kommen nun in einen großen Park mit Blumenbüschen, in denen die Tempel liegen – zehn oder zwölf zusammen. An anderen Stellen gibt es ähnliche Ansammlungen solcher Tempel.
Um mich herum sind blühende Büsche und Bäume, ich habe meine besten Kleider angetan, lange bunte Tücher und gelb-orange Beinlinge, Wickelstrümpfe, die am bunt geschmückten Gürtel befestigt sind. Ich fühle mich einerseits sehr wohl – endlich mal ausspannen, andererseits fürchte ich mich – wie immer – vor dem, was nun geschehen soll. Es ist so anders, und ich weiß: alles, was sich in mir in den vergangenen Monaten angesammelt hat an nicht rausgebrachtem Zorn, unerfüllten Begierden, nicht getanzten Tänzen und nicht gelachtem Lachen – nun wird es mal wieder herauskommen – und davor habe ich Angst. Das Loslassen macht so unsicher. In vielen Gesichtern der Leute hier sehe ich diese Angst.
Noch am Abend gehe ich zwischen den Tempeln umher, die ich aufsuchen soll – und will. Ich WILL tatsächlich, denn ich weiß auch, daß diese Tage hier mir sehr gut tun werden, und den Frauen und Männern, mit denen ich sonst zusammen lebe und arbeite, auch, besonders meinen Kindern, denen ich danach wieder gelassener begegnen werde.
Meine Stimmung wird grau, verschlossen, ängstlich. Graue erste Monsun-Wolken verdüstern den Ort. In den Bäumen raschelt der Wind und lässt verdorrte Blätter fliegen. Eingewickelt in eine braune Decke liege ich unter einem dichten Baum, die Nacht über. Mein Körper zittert, trotz der Wärme. Ist es sowas wie Angst oder ängstliche Spannung? Wie geht es den anderen unter dem Baum? Ich kann es nicht hören, nur Atmen ... zwischen den Windstößen.
Meine Stimmung wird grau, verschlossen, ängstlich. Graue erste Monsun-Wolken verdüstern den Ort. In den Bäumen raschelt der Wind und lässt verdorrte Blätter fliegen. Eingewickelt in eine braune Decke liege ich unter einem dichten Baum, die Nacht über. Mein Körper zittert, trotz der Wärme. Ist es sowas wie Angst oder ängstliche Spannung? Wie geht es den anderen unter dem Baum? Ich kann es nicht hören, nur Atmen ... zwischen den Windstößen.
Bild 20 (338.31): Monsun-
Wolken kommen
Nebliger Sonnenaufgang. Bäume schütteln Nässe ab. Der Park glänzt vor Nässe.
Überall stehen und sitzen Menschen umher, die ebenso feierlich und still sind wie ich, ähnlich festlich gekleidet. Sie freuen sich an den Blumen und Schmetterlingen und an den Vögeln mit ihren Gesängen und schillernden Federn.
Bild 21 (004.27): auf Hibiskusblättern
Igendwo sitzt eine Frau in weiten Tüchern und spielt leise auf ihrer veena, ein junger Mann begleitet sie gelassen auf der tabla. Überhaupt: die Menschen hier sind ...
... sie sind so sehr gelassen, wie wir es im Dorf nie sind, selbst im Schlaf nicht. Und auch ich fühle mich nach kurzer Zeit schon viel gelassener, setze mich unter einen duftenden Busch – und schlafe bald einen leichten Schlaf.
Überall sitzen Menschen mit untergeschlagenen Beinen, manche sogar im Lotos-Sitz, mit geschlossenen oder mit halbgeschlossenen Augen, und sinken ins dhyan, in ihre innere Stille. Andere sitzen still und beobachten die Umgebung, andere tanzen umher und erfreuen sich offensichtlich an ihrer eigenen Lebendigkeit, an den schwingenden Armen und Kleidern, an den wehenden Haaren. Es wird kaum gesprochen – was gibt es auch zu sagen, wir sind hier und unsere Gedanken sind mit uns.
Bild 23 (337.32b)
Die bhikkhuni leitet mich zu einem Baum in der Nähe des Kandariya Mahadev Tempels.
Nun treffe ich die bhikkhuni, die mich eingeladen hat. Sie ist hier so etwas wie eine Seelsorgerin, die sich um das seelische Ergehen der Leute in unserem Bezirk kümmert. Sie arbeitet im Auftrag des Fürsten, der – wie alle Chandélas – nach dem Prinzip regiert: wenn es meinen Leuten seelisch gut geht, dann geht es dem Land gut, dann gibt es keine Unzufriedenheit, dann gibt es keine übertriebenen Machtgelüste, die den Frieden gefährden.
Nun treffe ich die bhikkhuni, die mich eingeladen hat. Sie ist hier so etwas wie eine Seelsorgerin, die sich um das seelische Ergehen der Leute in unserem Bezirk kümmert. Sie arbeitet im Auftrag des Fürsten, der – wie alle Chandélas – nach dem Prinzip regiert: wenn es meinen Leuten seelisch gut geht, dann geht es dem Land gut, dann gibt es keine Unzufriedenheit, dann gibt es keine übertriebenen Machtgelüste, die den Frieden gefährden.
Bild 25 (288.13)
Dort steht ein rot blühender Busch mit zarten Blütenblättern, und ich bleibe hier stehen und sehe mir die Blüten an. Sie stehen ganz klar und wunderschön vor meinen Augen, sie sind so wie gleiche Blüten in unserem Dorf, sie erinnern mich daran. Das Filigran der Blüten begeistert mich, ich fessele mich daran. Ich versinke in diesen Anblick und vergesse ...
Es klingt ein Gong vom Tempel her.
Bild 26 (288. 14): ...
Die Blüten werden unscharf, verschwommen, und langsam kommt der Tempel in meinen Blick, er wird scharf in den Augen.
Bild 27 (288.15): der Eingang
Das ist schon etwas ganz Wunderliches, dieser Tempel – geweiht dem männlichen Aspekt des Gottes, Shiva genannt, der in alter Zeit seinem fraulichen Aspekt Shakti von den 108 Formen des dhyan erzählt hat. Sie saß auf seinem Schoß, als er ihr sagte und zeigte, wie wir aus der Zweiheit von Frau und Mann, Shakti und Shiva, zur Einheit werden können, wie wir auf diesem Wege nach unten in die Erde, unsere Quelle, und nach oben in die Unendlichkeit, unser Ziel strahlen. Shiva beschrieb Shakti die 108 tantrischen Haupt-Meditationen. Sie war Fragerin und Zuhörerin, damit diese Worte für die Menschen gesagt würden. Shakti´s Aufgabe ist es, Shiva´s Worte weiterzugeben, in menschliches Verstehen zu übertragen.
Bevor das geschah, waren beide Eins, Ardh-Narishwára, die totale Gottheit, doch es war einsam und leer um Ardh-Narishwára, und so erschuf sich Ardh-Narishwára die Shakti und den Shiva, teilte sich in Shakti und Shiva, in eine weibliche und eine männliche Seite.
Na ja, solche Geschichten gelten eher für Menschen als für Götter, doch so habe ich es gelernt, und in diesem Tempel werde ich es in den nächsten Tagen wieder erleben.
Ich erlebe den Sprung von diesen Blüten – das alltägliche –, die langsam undeutlich werden, hinüber zu dem großen Tempel des großen Shiva, der nun scharf wird – nur der Eingangsbau steht hoch vor mir, von unten bis oben verziert mit so vielen Figuren und Zeichen – wie wird es erst dahinter werden!
Im Hintergrund höre ich, wie die veena gespiel wird. Dieses klare, saubere Instrument! Die Bhikkhuni stößt mich langsam an - lenk dich nicht ab!
Im Hintergrund höre ich, wie die veena gespiel wird. Dieses klare, saubere Instrument! Die Bhikkhuni stößt mich langsam an - lenk dich nicht ab!
Eigentlich kenne ich alles, war schon oft hier – doch es ist immer wieder ein neues, ein tiefes Erleben. Alles ist so gemacht, daß es mich wieder tief ergreift.
Still und ganz leise erregt gehe ich näher heran, jemand in weißer Robe kommt und bedeutet, links um den Sockel herumzugehen und die Figuren anzusehen, die im Sockel eingemeißelt sind: ich sehe Menschen, die mit Elefanten zu tun haben, kämpfen gegen andere Leute, Musik machen, sich hohen Herren unterwerfen, ihre sexuellen Gelüste an Tieren auslassen, oder jedenfalls davon träumen, ihre Fantasien sind so voll davon – ist davon nicht vieles auch in mir selbst? Es berührt mich, das alles so klar und mich angreifend vor mir zu sehen.
Bild 28 (n2-33): Sockel des
Lakshmana Tempels,
so mag es früher überall gewesen sein.
Ich will weiter gehen, doch die Frau in der weißen Robe kommt und hält mich fest: sieh dir das genau an, schau, was in dir selbst an Regungen aufkommt – trifft es dich nicht, was alles in den Tiefen deiner Begierden sitzt? Ich lasse mich tief ein in das Betrachten dieser Bilder. Je mehr ich sie ansehe, desto stärker erinnern sie mich an so Vieles in mir und im Leben da draußen. Mir kommen die Tränen – ich weiß nicht, ob vor Scham oder Entsetzen. Da innen ist ja unendlich großes Schwarzes, nicht zugelassenes, zugedecktes, verstecktes, wirres, ein großes Durcheinander. Und diese einfachen Figuren in der Wand sollen das schon aufdecken? - ich erkenne mich wieder.
Und weiter. Der Weg um den Sockel wird zum Weg der schmerzhaften Selbstentdeckung: wer bin ich eigentlich? Was ist alles in mir verborgen, unbekannt, verschlossen – zurückgeschoben aus der Angst, damit selbst etwas zu tun haben zu müssen, verdrängt aus Angst, daß diese Erkenntnisse schmerzen.
... wer bin ich eigentlich? Das meiste werde ich nie entdecken, bleibt in meinen Tiefen verborgen – nur was diese Tempel-Figuren an die Oberfläche holen, was sie mir zeigen, wird mir bewußt.
Und so dauert dieser Weg einige Stunden. Ich finde meine Festkleidung nun affig, mag sie nicht mehr anhaben. Neben der Treppe ist eine Hütte, wo ich diese Dinge ablegen kann und einfach eine weiße Robe überziehe. Ich habe Lust, mir ein Tuch über den Kopf zu ziehen – nicht gegen die gelegentliche Sonne zwischen den Monsun-Wolken, sondern um mehr bei mir zu sein, ja um mich zu verstecken.
Dann werde ich die erste Treppe hoch gelassen. Ich steige die hohen und steilen Stufen mühevoll nach oben, ein schwerer Pilgergang auf den Sockel, auf dem der eigentliche Tempel steht. Beim Aufstieg reckt sich hoch über mir und nahe das Eingangsgebäude, herrisch, verwirrend, unendlich wirr mit den Ornamenten bedeckt. Darin der dunkle Eingang, wieder viele hohe Stufen hoch, hoch oben entfernt von mir, und der Eingang ist verengt durch Steinornamente, die von oben vom Sturz hineinragen, wie lange Zähne.
Bild 29 (337.35): die Treppe
zum Eingangsgebäude
zum Eingangsgebäude
(Kandariya Tempel)
Bild 30 (288.19): der Weg
ins Wagnis,
der Tempel über dem Sockel
Doch ich bleibe noch auf dem Sockel.
Dort stehen, sitzen und liegen sehr viele Menschen, Frauen und Männer, Alte und Junge, auch ältere Kinder – alle so wie ich gekleidet, in weiße oder gelbe oder orange Roben. Festlich sehen ihre Gesichter nicht aus, manche lachen, aber in den meisten Gesichtern stehen Zweifel, ja Weinen geschrieben, in anderen Genuß, in manchen Klarheit und Stille, reine Stille.
Dort stehen, sitzen und liegen sehr viele Menschen, Frauen und Männer, Alte und Junge, auch ältere Kinder – alle so wie ich gekleidet, in weiße oder gelbe oder orange Roben. Festlich sehen ihre Gesichter nicht aus, manche lachen, aber in den meisten Gesichtern stehen Zweifel, ja Weinen geschrieben, in anderen Genuß, in manchen Klarheit und Stille, reine Stille.
Auf diesem Sockel werde ich einmal um den Tempel herumgeleitet. Der Blick nach außen, über die Balustrade und über den Park in die entfernte Stadt hinein zeigt, daß ich nun ganz wo anders bin, weit weg von all dem Trubel des Städtischen. Und ein Blick zum Tempel hoch zeigt, nun ist hier so etwas wie Märchenland, aber ein ernstes Märchenland. In der Außenwand stehen unzählige kleine und größere Figuren: Menschen, Elefanten, Pferde, Affen und Dämonen und noch vieles mehr. Dazwischen, weiter oben Zeichen, die ich nicht verstehe, Ornamente oder mehr.
Bild 31 (4.22): der höchste Turm
mit den
rätselhaften Zeichen
Mir wird erläutert, wie ich nun damit umgehen kann: schau dir diese Figuren an, genieße sie, lasse jede einzeln in dich eintreten und wirken, sieh zu, ob es tief innen eine Bewegung gibt, ob sich ein Gefühl regt, eine Freude, ein Sehnen, eine Begierde, ein Zorn oder sonst was.
Und wenn etwas in Bewegung gerät, laß es zu, drücke es nicht weg, gehe in dies Gefühl hinein und laß es wirken, laß es sich ausdrücken, laß dich in dies Gefühl hineinsinken – es gehört zu dir wie deine Nase oder wie dein tägliches Leben im Dorf.
Und wenn etwas in Bewegung gerät, laß es zu, drücke es nicht weg, gehe in dies Gefühl hinein und laß es wirken, laß es sich ausdrücken, laß dich in dies Gefühl hineinsinken – es gehört zu dir wie deine Nase oder wie dein tägliches Leben im Dorf.
Bild 34 (344.01): dem Kind
ist´s zu viel Kraft
Wo eine innere Bewegung, eine Rührung auftritt, da verweile, meditiere über dieses Bild, sieh zu, was ins Bewußtsein tritt, was es innen gibt an alten Erinnerungen, und bleib´ so lange dabei, bis keine Bewegung mehr da ist. Kommt eine Begierde, laß sie zu und warte, bis sie vergeht.
Bild 35 (344.02): stärkste Energien,
stärkste Gefühle
Kommt Wut, laß sie zu ... Und wenn es kommt, daß du schreien möchtest vor Wut oder unerfüllter Lust oder Gier, daß du weinen mußt, lachen, schreien, tanzen, trampeln, mit den Fäusten schlagen: tu es. Da sind ein paar Kissen, damit du dir nicht die Fäuste verletzt.
Doch bleib´ bei dir, ganz bei dir, fasse niemanden an, sprich niemanden an, laß alle ihren eigenen Weg gehen. Es ist total deine eigene Sache. Und wenn du Hilfe brauchst, geh zu den Helfern, den bhikkhus oder bhikkhunis.
Doch bleib´ bei dir, ganz bei dir, fasse niemanden an, sprich niemanden an, laß alle ihren eigenen Weg gehen. Es ist total deine eigene Sache. Und wenn du Hilfe brauchst, geh zu den Helfern, den bhikkhus oder bhikkhunis.
Bild 36 (342.32): der unentdeckte
Skorpion
Und ich brauche Hilfe – wie immer, wenn ich hier bin. Eine Frau ist da abgebildet, sie öffnet ihren Rock und zeigt die Blöße, ihre nackte yoni sehen alle, die es sehen wollen. Doch ein großer Skorpion kriecht ihr am Schenkel hoch und bedroht sie mit seinem giftigen Stachel. Bin ich der Skorpion, sind wir Männer die Skorpione? Sind wir so wenig Liebe, daß es immer wieder eine Gefahr für die Frau ist, sich zu öffnen?
... oder finde ich in mir selbst dieses Erschrecken, diese Bedrohung und Angst, die die Frau fühlen muß, wenn sie erst das Tier entdeckt?
Später frage ich einen bhikkhu, wozu diese kleinen Elefanten überall abgebildet sind, und besonders, was die Figur bedeutet, die einen Elefanten zeigt, der einen nackten Menschen gefangen hält und ihm den Kopf zermalmen will. Und was dies oder jenes Symbol wohl
bedeutet.
Doch diese beiden Elefanten sind größer und bestimmt gefährlich - eine Drohung:
Doch diese beiden Elefanten sind größer und bestimmt gefährlich - eine Drohung:
Bild 37 (338.22): diese Angst
Der bhikkhu sieht mir in die Augen, ganz still und rein und ohne ein Ziel, und er sagt: du bist hier doch nicht zum Diskutieren hergekommen, doch nicht um dein Wissen zu erweitern ... setz dich davor und sieh dir die Szene an. Sieh sie dir an bis das Denken ein wenig in den Hintergrund fällt und das, was da geschieht, dich ergreift, und dann verstehst du.
Und wie ich lange Zeit vor dem Elefanten sitze, der den nackten Menschen zu zermalmen droht – da kommt es, ICH bin dieser Mensch, ohne Schutz, nackt dieser Elefanten-Gewalt ausgeliefert, vom Elefanten symbolisch dargestellt, ganz nackt, bloß, ungeschützt und ohne Möglichkeit, mich zu retten, nein: meinen Leib, mein Leben zu retten; es würde furchtbar weh tun und meinen Leib zerreißen ... Und nun kommt diese Angst wieder nach vorne, die ich immer zu verdrängen versuche, wenn unser Dorf-Elefant so mit den Augen rollt ..., und mein Leib, meine Seele beginnen zu zittern, diese Angst ist ganz deutlich – und nun entdecke ich etwas Neues: ich sehe diese Angst, beobachte, wie sie in mir umherkriecht und hier und da etwas anrichtet – doch von einer Stelle aus tief in mir kann ich es ganz kalt beobachten, wie von außen zuschauend. Und noch etwas: die Angst öffnet einige vorher verschlossene Verließe mit Gefühlen drin, die ich lange vergessen hatte: allerlei Dinge von früher, ja es scheint mir: nicht einmal aus diesem Leben, vielleicht aus früheren Leben?
Bild 38 (338.24)
Aber ich kann es nicht in Worten sagen, nicht einmal mir selbst: die Worte dazu gibt es nicht, jedenfalls kenne ich sie nicht. Vielleicht ist unsere Sprache zu arm und nur geeignet für die praktischen Dinge des Lebens aber nicht für so was.
Nachdem ich ein paar Stunden hier verbringe, werde ich ganz ruhig, kann mir all diese schrecklichen Bilder von den wütenden Elefanten ganz ungerührt ansehen. Gerade will ich mir etwas anderes aussuchen, als gesagt wird, wer mag oder das Bedürfnis hat, könne nun – auf dem Sockel des Tempels – an einem Ritual teilnehmen, das sie mit einem griechischen Wort "katharsis", Reinigung nennen.
Ja, es geht um Schreien, nun dürfen alle schreien und trampeln. Ein paar Musikanten kommen und beginnen erst sanft, dann langsam schneller werdend eine fetzige Musik zu spielen, aufreizend, herbe, stakkatisch ... Fußnote #)
Ich stehe etwas steif herum und traue mich zuerst nicht, es ist so seltsam, so anders – wieso soll ich eigentlich nach außen schreien? Reicht es nicht, es innen zu sehen? Ein bhikkhu kommt und reizt mich auf, äfft mein offensichtlich hochmütiges, gelangweiltes Gesicht nach, übertreibt das noch karikaturartig, trommelt vor mir mit den Fäusten in der Luft.
Dann schreit er mir Vorwürfe ins Gesicht, wie blöde ich sei, wie ich immer so daherstolziere, was ich immer für intelligente Gedanken mit mir herumtrage, wie ich immer den Scheinheiligen hervortue und in Wirklichkeit doch ... – und er beleidigt mich bis aufs Blut, bis schließlich etwas in mir überspringt, wie ein Blitz in einen Baum. Plötzlich schreie ich los, fahre auf den bhikkhu los und greife ihn an – so hatte er mich getroffen, irgendein Wort hat's getan. Doch er lacht nur und sagt, rühr mich nicht an, rühr dich lieber selbst an, zerreiß all deine Grappen im Kopf, fetze sie hinaus, schmeiß sie in das Feuer da unten, das nun in der Dämmerung im Park brennt, in hell-lila Flammen. Schrei alles hinein, alles was dir einfällt, speie es hinein, schleuder es hinein, tritt es hinein. Und ich tobe und schreie und sehe nichts anderes mehr. Immer neue, immer weitere Trümmer von Dämonen kommen an die Oberfläche – bis schließlich der Körper nicht mehr mitmacht.
Er fällt hin, krümmt sich zur Seite und ein Zittern, ein Heulen, ein jammervolles Schluchzen kommt hervor. Wieder kommt der bhikkhu und sagt, sei nicht so wehleidig, leg dich auf den Rücken und laß alles geschehen, mach dich offen und verwundbar –, und dann spöttisch: so wie du da liegst, wie ein kleines schluchzendes Kind, wie es nach der Mami wimmert – das bringt's nicht. Leg dich auf den Rücken, öffne dich und laß alles raus, was noch darauf wartet. Und ich heule, brülle, der Körper wälzt sich, dann geht es über in noch lauteres Brüllen, in Zorn, schließlich in Lachen, am Ende in ein stilles, leichtes, sehr heiles Lächeln –
Er fällt hin, krümmt sich zur Seite und ein Zittern, ein Heulen, ein jammervolles Schluchzen kommt hervor. Wieder kommt der bhikkhu und sagt, sei nicht so wehleidig, leg dich auf den Rücken und laß alles geschehen, mach dich offen und verwundbar –, und dann spöttisch: so wie du da liegst, wie ein kleines schluchzendes Kind, wie es nach der Mami wimmert – das bringt's nicht. Leg dich auf den Rücken, öffne dich und laß alles raus, was noch darauf wartet. Und ich heule, brülle, der Körper wälzt sich, dann geht es über in noch lauteres Brüllen, in Zorn, schließlich in Lachen, am Ende in ein stilles, leichtes, sehr heiles Lächeln –
- in ein leichtes Lächeln. Ich setze mich an die Brüstung und bin mit einem mal ganz hell, sehe alles – die anderen Leute wie sie noch in den Phasen sind wie ich vor einiger Zeit, oder wie sie ganz still und leicht da sitzen und verwundert umhersehen. Einige tanzen leicht und gelassen zu der nun fast süßen Musik. Ein paar kleine Feuer auf dem Sockel erhellen alles in dieser Nacht. Es wird stiller. Ein paar bhikkhus verteilen Decken und wir wickeln uns ein. Ich liege noch lange und sehe in die Sterne, mein Gesicht ist von Tränen, Speichel und Staub verkrustet – aber ich kann dazu stehen, es gehört zu dem, was ich will.
Lange liege ich noch wach. Ein leises Vibrieren ist im Körper, eine verwunderte Stille in meiner Seele, eine ziemliche Leere in meinem Schädel. Nun höre ich jeden Laut der Natur, das leiseste Geräusch der anderen Menschen, die ähnlich wie ich still liegen. Ein großer Vogel fliegt so leise umher, daß er nur als Schatten sichtbar aber nicht hörbar ist.
Lange liege ich noch wach. Ein leises Vibrieren ist im Körper, eine verwunderte Stille in meiner Seele, eine ziemliche Leere in meinem Schädel. Nun höre ich jeden Laut der Natur, das leiseste Geräusch der anderen Menschen, die ähnlich wie ich still liegen. Ein großer Vogel fliegt so leise umher, daß er nur als Schatten sichtbar aber nicht hörbar ist.
Ich setze mich auf, und mir gegenüber finde ich auf der Tempelwand die Figur der schönen Göttin Saraswathi, die auf der veena spielt – gerade das, was aus dem Garten herauf klingt.
Bild 39 (337.18): Saraswati
mit ihrer veena
Auch sehe ich in Stein gehauen, wie eine Frau ihrem Freund eine brennende Fackel reicht. Ist es das Feuer der Ekstase, das die Frau dem Mann reicht? Immer ist es ja die Frau, die das Feuer entzündet.
Bild 40 (002.35): "das Feuer
der Ekstase"
Am Morgen ist es kühl, Nebel im Park, die Turmspitzen der Tempel ragen daraus hervor, ein paar Baumspitzen ... ein paar weiße Reiher fliegen darüber. Ich denke an den vergangenen Abend und weiß: es ist eine gute Sache gewesen.
Ein heißes Getränk wird gebracht, und ein bhikkhu singt – begleitet von einer Geige – ein paar einfache Gesänge zum Lobe von Gott Shiva, der einerseits tief in uns zu erfahren ist, dem andererseits im Innern des Tempels ein Altar mit seinem Symbol, dem lingam aufgestellt ist.
Ein anderer bhikkhu zitiert dann etwas aus dem Vighyana Bhairava-Tantra, der Sammlung von Meditations-Anweisungen Shiva`s an seine Gemahlin Shakti Fußnote**): er beginnt mit der Anrufung des Friedens, feierlich:
»Om, Shantih, Shantih, Shantih«
und dann der Text:
und dann der Text:
»Indem du einfach in den blauen Himmel
über den Wolken schaust – die heitere Gelassenheit«
»Om, Shantih, Shantih, Shantih«
über den Wolken schaust – die heitere Gelassenheit«
»Om, Shantih, Shantih, Shantih«
Und er erläutert uns diese Meditation: lege dich auf den Rücken und versinke mit dem Blick in der unendlichen Bläue des Himmels, ohne zu plinkern: das ist ein Weg, alles loszulassen, alle umherjagenden Gedanken und Sorgen im Kopf loszulassen. Und so bereitest du dich vor für die Entdeckung der Stille in dir – in heiterer Gelassenheit.
Alle sitzen zusammen, und wie der bhikkhu geendet hat, beginnen wir mit einer Meditation, in der wir zum Klang von Klangschalen einfach summen – eine lange Zeit, fast bis zum Mittag, langsam löst sich dann das Summen auf und wir sitzen still.
Und wieder gehen wir um den Tempel herum und suchen uns Figuren heraus, die etwas in uns erregen, anregen: Unschönes oder Schönes, Ängste oder Spaßiges – alles ist willkommen. Es wird uns gesagt: wertet eure Gefühle nicht, seht sie einfach ungerührt an.
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Bild 42 (338.16)
Ja, der ganze Turm, das shikar ist übersät mit diesen Symbolen - viel mehr als die Figuren von Menschen, Tieren und sharduln ... Und oben ist das shikar gekrönt von einem Kranz, es erinnert an die Blütenblätter des Lotos, der feinsten und weißesten Blüte ...
Und es folgen andere Arbeiten an den Seelen und immer neue Erlebnisse tun sich auf. So geht es fort über ein paar Tage, bei einigen noch länger, bei manchen Adepten bis zu einem halben Jahr.
Und einmal spricht mich die bhikkhuni an und meinte, nun sei ich bereit, innen im Tempel am chakra puja teilzunehmen. Das ist nun eine erregende Nachricht, es kommt so etwas hoch wie "ich bin doch noch etwas, bin doch noch wer, es ist noch was anderes in mir als nur diese Dämonen und Begierden, dieses wirre Zeug". Es kommt Hoffnung, daß ich nun ein wenig klarer werden könnte, daß diese dumpfen Hemmungen und Behinderungen in meiner Seele endlich mal wieder durchlässig werden. Ich fühle auch, wie ich ruhiger, reiner, ausgeglichener werde. Meine Sinne, mein Gang und meine Sprache sind langsamer geworden, sicherer, eindeutiger. Es kommt kaum noch vor, daß ich etwas sage um mich selbst darzustellen oder gegen andere meine Besonderheit zu beweisen. Die wilden Wellen und Stürme, die meine verwirrte Seele immer wieder überfallen hatten,
Bild 43 (219.24): die Stürme des Meeres -
wie vorher in meinem Kopf Fußnote***)
wie vorher in meinem Kopf Fußnote***)
... sind nun still geworden.
Morgen oder übermorgen, sagt sie, sei bereit, und gehe mehr in die Stille, pflege die heitere Gelassenheit, halte dich etwas entfernt von den Figuren und von den unruhigen Menschen hier. Aber vertiefe dich noch mehr in die abstrakten Symbole höher am Tempelturm und sieh, was sie für dich bedeuten.
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Bild 45 (388.11): Symbole?
Zeichen? Hinweise?
Zeichen? Hinweise?
Bild 46 (n2-22)
Es wird uns aber nie gesagt, was eine Figur, ein Symbol, eine Zeremonie bedeutet. Wie der bhikkhu sagte: "du bist hier doch nicht zum Diskutieren hergekommen, doch nicht um dein Wissen zu erweitern ... setz dich davor und sieh dir die Szene an".
Und da sind ganz eigenartige Symbole, sicher: sie wiederholen sich, aber oft sind sie ein klein wenig verändert, hier ein Haken mehr, dort fehlt innen etwas ...
Bild 47 (n3.21):
"viele Türme ..." an den Seiten des shikara
"viele Türme sind schließlich die Erleuchtung ..."
"... und sieh dir die Szene an" sagte der bhikkhu. Was ist Erleuchtung? Schon wieder das Deuteln, das Nachdenken.
Ich stehe unten am Hauptturm, am shikara und sehe nach oben: er ist übersät mit nur diesem Symbol, viel-vielfach wiederholt. Was bedeutet das nur? - Bilder 41, 42 und 47. Schon wieder das Deuteln, das Nachdenken.
Ich soll ja hinsehen, es verinnerlichen und zusehen, was in mir damit geschieht. Erregt das Symbol eine Regung? Vielleicht ist da eine Regung, doch ich kann sie nicht bemerken, ganz fein vielleicht. Vielleicht Erleuchtung oder sowas?
Und oben hat der Turm eine Art Krone – man sagt, sie versinnbildlicht eine Lotos-Blüte, die wiederum das Symbol für die Verbindung meines atman mit dem All ist – wie ein Strahl, der oben aus dem Scheitel, dem sahasrar, hinausgeht in die Unendlichkeit. Eine sich öffnende Lotos-Blüte: wir öffnen uns dem Einssein mit der gesamten Existenz, ist DAS Ertleuchtung?
Ich bin ganz still, sehe lange hinauf zum shikara und den vielen immer gleichen Symbolen – und es wird immer ruhiger in mir. Ich bekomme Abstand von all den anderen Leuten, die um mich umher sitzen, schreien, toben, weinen, lachen. ihre Körper streicheln, schlagen, liebkosen und noch vieles mehr – das alles sehe ich zwar, aber ich bin ungerührt, es ist weit weg. Ich sehe es klar und deutlich und erinnere mich auch an meine eigenen Tage zuvor – aber es ist nun weit weg.
Ich bin umhüllt, geborgen, sicher und eins mit mir und der ganzen Existenz, der ganzen Schöpfung. Es gibt weder Raum noch Zeit mehr. Ich bin ganz da.
Auch gehe ich wieder in den Park und erlebe ihn nun anders: ich sehe klarer, ja manchmal glasklar, überklar alles, was da ist. In mir ist eine große Reinheit. Die Musik klingt nun wie von vollendeten Musikern gespielt, ich höre keine falschen Töne mehr – oder richtiger: sie berühren mich nicht mehr, obwohl es sie wohl gibt.
Und ich sehe die Menschen klar, sehe in ihren Gesichtern, höre in ihrer Sprache und fühle in ihren Bewegungen, was in ihnen ist. Die Leute berühren mich so sehr, daß manchmal die Tränen kommen – vor Rührung oder Freude an der Nähe.
Schließlich an einem späten Nachmittag werde ich gerufen zur Vorbereitung auf das chakra puja. Eine Stunde vor Sonnenuntergang soll ich am Fuße der Treppe sein, die in den Tempel hinaufführt. Und wieder sind die Stufen so hoch, es ist noch mühsamer, nach oben zu klettern.
Bild 48 (337.35): Kandariya
In langen orange Gewändern sind wir, wie die aufgehende Sonne, wie die Farbe des Vertrauens zwischen Menschen, die alte Farbe des spirituellen Schülers, des sannyasin´s. Für diesen Gang werden sie uns umgelegt.
Langsam steige ich hoch, es ist wie ein Weg in den Himmel. Es scheint als wäre ich noch nie so hoch geklettert. Und immer noch sind über mir das Tor und die Tempeltürme, sie stehen nun ganz steil über mir.
Im Eingang empfängt mich eine Frau in langem ganz weißem Kleid, ganz schlicht. Eine kühle Stimmung umgibt diesen Eingang. Von innen kommen leise Musik und ein feiner Duft. Im Eingangsgebäude, im mandapam bleiben wir stehen.
Langsam kommen wir an in dieser Stimmung. Vom sonnigen Tag sind die Steine warm – dennoch ist die ganze Stimmung kühl, blau. Zwischen den Säulen der Mauerfenster sehe ich die benachbarten Tempel, und große Bäume. Eine der Frauen nimmt mir die orange Tücher ab, ich lege mich auf eine Bank, und sie massiert leicht meine Haut und reibt sie mit einem duftenden Öl ein, ganz leicht, und dann bekomme ich auch ein weißes Gewand.
Wir gehen weiter und betreten einen größeren Raum, das antaral, unter einem schweren mit Ornamenten verzierten Steindach auf vier Säulen.
Bild 49 (n7-08): das Steindach von innen
Fußnote ##)
In den Nischen daneben sitzen Musiker und andere Menschen, die uns helfen werden bei diesem Ritual, erfahrene Zeremonien-Meister. In der Mitte dieses Raumes brennt ein kleines Feuer, aus dem die Düfte aufsteigen. Um das Feuer sitzen schon ein paar Leute im Kreis – chakra heißt Kreis –, Frauen und Männer abwechselnd, und ich erkenne keine von ihnen.
Ich gehe weiter in den Tempel hinein, hinter der kleinen Säulenhalle ist das Allerheiligste, das garbha-griha, der Schrein mit dem Symbol für die Gottheit, die symbolisch für das steht, was hier diese Nacht geschehen wird.
Bild 50 (343.22): garbha-griha
im Kandariya Tempel:
Shiva lingam und Shakti-yoni
Bilder 51 und 52 (343.24 bzw 23): Stufen zum
Allerheiligsten
Wir sind im Shiva-Tempel, und so findet sich hier Shiva´s lingam, sein mächtiger phallus. Der lingam ist umfasst von einer ovalen Rinne, sie stellt Shakti´s yoni, ihre vagina dar. Alles symbolisch.
Das sind seit Urzeiten die wichtigsten Symbole unserer ekstatischen und energiegeladenen Religiosität: sie deuten auf den stärksten und tiefsten Urgrund menschlicher – also auch göttlicher – Erfahrung, nämlich auf das vollständige Aufgehen in der sexuellen Ekstase, das völlige Aufgehen in das Ganze, in die ganze Existenz. In der Wiedervereinigung von Shakti mit Shiva – eine Zurückholung des Ardh-Narishwára für ein paar Augenblicke, das ist eines der höchsten Ziele tantrischer Rituale – es führt in die höchst mögliche Erkenntnis, "höher als alle Vernunft".
Bild 54 (289.31): Shiva lingam
und Shakti yoni,
Nandi der Stier ... wie wir Menschen
und Shakti yoni,
Nandi der Stier ... wie wir Menschen
alltäglich anbeten, Tempel in Jabalpur
Ich gehe um den Schrein links herum ...
Bild 55 (n7-22): der Umgang
... und berühre immer wieder mit den Händen die steinernen Figuren und lasse mir in der Seele die Wege zeigen - die Wege zun Verstehen, jenseits "der Vernunft". Ich berühre den unteren Rand der Mauer und dann meine Stirn – alles Symbolik für mein Öffnen für die Gottheit: durch sie kann ich den Weg in das Eins-Sein mit der Existenz finden. Und es ist auch Zeichen meiner Verehrung und Dankbarkeit. Schließlich setze ich mich zu den anderen in den Kreis, auf ein Kissen.
Bild 56 (n7-07): die Stimmung
ist anders geworden, ich fühle blau
ist anders geworden, ich fühle blau
Fußnote +
Doch noch stehe ich vor dem Eingang zum Schrein, berühre noch einmal verehrend und dankbar die Schwelle mit meiner Stirn, und ein bhikkhu kommt mit einer Öllampe, er schwenkt sie vor dem Bild von yoni-lingam und hält sie mir vor: dreimal lege ich meine Hände wie aufnehmend mit den Innenflächen über die Flamme und führe die Hände in gleicher Weise über meinen Kopf – damit geht ein kleiner Teil der segnenden Kraft der Verehrung auf mich über und wird mir helfen, mich weiter zu öffnen. Ich erinnere mich, daß der Weg in die Tiefen des Tempels symbolisch ist für den Weg in meine eigenen Tiefen – symbolisch nicht wie ein gesprochener Hinweis sondern eher wie eine Erinnerung.
[Ich kann das heute so sagen – doch in dem Augenblick geschah es
einfach und ich beobachtete alles, was geschah und was ich erfuhr,
aber es war keine Sprache da.
einfach und ich beobachtete alles, was geschah und was ich erfuhr,
aber es war keine Sprache da.
Ja, das Beobachten, das Zeuge-Sein, das ist es, was uns von der
ermüdenden Dauertätigkeit des Gehirns erlöst, von dem
inneren Umherwirbeln bei Tag und Nacht - selbst die
Träume bestehen daraus - kommen wir nicht zur Ruhe,
Religion ist ohne diese Ruhe nicht möglich ...,
Religion ist ohne diese Ruhe nicht möglich ...,
Stille ist nicht möglich. Doch hier ist es anders,
und es entsteht die Idee,
und es entsteht die Idee,
das alles mit ins tägliche
Leben mitzunehmen.]
Leben mitzunehmen.]
Wir sitzen am Boden im Kreis um das kleine duftende Feuer. Die Ruhe geht tiefer. Langsam, langsam wird der Verstand ganz still, du kommst näher an die Mitte deines Seins, keine "Vernunft" mehr. Es entsteht eine Einheit mit allen Leuten hier. Es beginnt das Gefühl des Eins-Seins mit dem ganzen Tempel, mit dem Park rundherum, mit der Stadt, dem Land, dem ganzen Universum.
Ganz leise und einfach spielt eine Flöte, sie verliert sich in der Stille des Tempelraumes, in unserer inneren Stille, in der Stille der Unendlichkeit.
Du verlierst dich in dieser Einheit mit der Unendlichkeit. Alles ist nun still, vollständig still. Es kommt dir so vor, als ob du dich zu der unsichtbaren höchsten Spitze des Turms, des shikara, zum sahasrar erhebst, zum sahasrar in dir selbst. Dein Körper – wenn es so etwas noch gibt – befreit sich vom Untergrund, ein ganz leichtes Gefühl ...
Nach einer langen Zeit werden wir durch eine heraufkommende Musik zurück geholt in diesen Raum. Die Musik wird tänzerisch, wir stehen auf und tanzen ein wenig, die Körper werden wieder fühlbar, ich fühle jeden Teil, jede Bewegung. Es wird ein Getränk gereicht, das wir langsam trinken, es macht uns leicht und offen, ich habe eine Vision von blau, von kristallischem Blau.
Immer noch sitzen wir in dem Tempelraum, das Feuer gibt etwas Licht, draußen ist es ganz dunkel, es muß so um Mitternacht sein. Ein paar leise Tierstimmen sind zu hören. Vom Feuer steigt leichter Rauch auf, der durch eines der Fenster abzieht. Der Rauch duftet wie der ganze Raum. Die leise Musik im Hintergrund – ist sie von außen oder von innen?
Nach einer Pause geht der Weg weiter, tiefer, tiefer in die Einheit mit dem Universum: wir feiern nun das chakra puja, Frauen und Männer in der Begegnung eines maithuna-Rituals Fußnote ++) – die energie-stärkste Form der Begegnung zwischen beiden, die ich kenne: upavishta Fußnote +++).
Das upavishta-Ritual: Jeder Mann sitzt im Lotos-Sitz und eine Frau setzt sich langsam und einfühlsam auf seine Oberschenkel und legt die Beine um das Kreuz des Mannes. Der Mann legt die linke Hand auf das Kreuz der Frau, die rechte in ihren Nacken, die Frau schlingt ihre Arme um seinen Nacken.
Erst berühren sich die Körper ganz unten, dann steigt die Berührung weiter nach oben. Beide sind ganz offen und aufmerksam, spüren, was im Innern und im Partner vorgeht. Die Vorderseiten der Körper nähern sich immer mehr. Es ist wie ein Austausch von Energien zwischen den beiden Vorderkörpern, als ob Lichtstrahlen hin und her strahlen. Wir gehen sehr sorgsam miteinander um. Die Stille der Bewegung ist das Wichtigste – und wenn jemand in eine körperliche Ekstase kommt ... wir kennen Wege, auf denen die Ekstase nach oben wandert, durch den ganzen Körper, entlang der Wirbelsäule. Und ein leichtes Vibrieren zeigt, wie die Energie nach oben streicht.
Schließlich entsteht eine gemeinsame, aus der wechselseitigen Spannung geschaffene Energie, die wie in einem Faden durch den ganzen Körper läuft, von unten aus dem Boden, durch den Körper, und oben aus dem Scheitel wieder hinaus – in die Spitze des Tempelturmes hinein, in das Symbol des sahasrar. Von da strahlt sie aus in die Unendlichkeit – und so fühle ich mich mit der Unendlichkeit verbunden, ich bin ein Teil der Unendlichkeit, nichts Gesondertes mehr.
Meine Partnerin hilft mir einfach, mich selbst ganz zu erleben, sie ist nicht mehr mein Gegenüber, sie ist nur noch Helfer. Und andersherum ist es ebenso.
Immer noch sitzen wir in dem Tempelraum, das Feuer gibt etwas Licht, draußen ist es ganz dunkel, es muß so um Mitternacht sein. Ein paar leise Tierstimmen sind zu hören. Vom Feuer steigt leichter Rauch auf, der durch eines der Fenster abzieht. Der Rauch duftet wie der ganze Raum. Die leise Musik im Hintergrund – ist sie von außen oder von innen?
Nach einer Pause geht der Weg weiter, tiefer, tiefer in die Einheit mit dem Universum: wir feiern nun das chakra puja, Frauen und Männer in der Begegnung eines maithuna-Rituals Fußnote ++) – die energie-stärkste Form der Begegnung zwischen beiden, die ich kenne: upavishta Fußnote +++).
Bild 57: upavishta
Das upavishta-Ritual: Jeder Mann sitzt im Lotos-Sitz und eine Frau setzt sich langsam und einfühlsam auf seine Oberschenkel und legt die Beine um das Kreuz des Mannes. Der Mann legt die linke Hand auf das Kreuz der Frau, die rechte in ihren Nacken, die Frau schlingt ihre Arme um seinen Nacken.
Erst berühren sich die Körper ganz unten, dann steigt die Berührung weiter nach oben. Beide sind ganz offen und aufmerksam, spüren, was im Innern und im Partner vorgeht. Die Vorderseiten der Körper nähern sich immer mehr. Es ist wie ein Austausch von Energien zwischen den beiden Vorderkörpern, als ob Lichtstrahlen hin und her strahlen. Wir gehen sehr sorgsam miteinander um. Die Stille der Bewegung ist das Wichtigste – und wenn jemand in eine körperliche Ekstase kommt ... wir kennen Wege, auf denen die Ekstase nach oben wandert, durch den ganzen Körper, entlang der Wirbelsäule. Und ein leichtes Vibrieren zeigt, wie die Energie nach oben streicht.
Schließlich entsteht eine gemeinsame, aus der wechselseitigen Spannung geschaffene Energie, die wie in einem Faden durch den ganzen Körper läuft, von unten aus dem Boden, durch den Körper, und oben aus dem Scheitel wieder hinaus – in die Spitze des Tempelturmes hinein, in das Symbol des sahasrar. Von da strahlt sie aus in die Unendlichkeit – und so fühle ich mich mit der Unendlichkeit verbunden, ich bin ein Teil der Unendlichkeit, nichts Gesondertes mehr.
Meine Partnerin hilft mir einfach, mich selbst ganz zu erleben, sie ist nicht mehr mein Gegenüber, sie ist nur noch Helfer. Und andersherum ist es ebenso.
Nach ein paar Stunden kommen wir zurück. Ich bemerke, daß ich die ganze Zeit alles mit ganzer Klarheit und Stille beobachtet habe – ich hatte mich nie verloren, es gab keine Zeiten des Versinkens in Unbewußtheit, ich beobachtete mich und alles rundherum.
Ich habe die reine Bewußtheit erlebt – wenn auch nur für eine kurze Zeit, aber es war so erholsam, so stärkend für mich. Ich weiß: hier habe ich etwas ganz wertvolles für mich selbst getan. Ich fühle mich so rein wie die Lotosblüte, die eigentlich im Schlamm wurzelt aber mit größter Reinheit aus dem Wasser herauswächst, ganz weiß über dem Schlamm – ein altes Symbol für die Buddhaschaft in jedem Menschen.
Langsam verlassen wir das innere des Tempels, wechseln unsere Kleider und bekommen ein wenig duftendes Öl an den Leib gerieben.
Es wird nun wieder hell. Die aufgehende Sonne scheint in den Mandapam hinein und macht alles hell-purpur. Ganz rein und kristallen klar treten wir in den Morgen, Vögel zwitschern, Blumen duften, selbst das Geschrei der Esel klingt wie Musik, die Dämpfe aus den Gräben sind angenehm, alles gehört zum Selbstver-ständlichen der Existenz, es gibt nichts zu bemängeln.
Jemand erläutert mir: dieses ist eines der Erscheinungen des Gottes Vishnu auf der Erde: Varaha.
Ein bhikkhu meint, ja nun bist du so weit: nun hast du keine Ehrfurcht mehr vor all diesen Erscheinungen, sie sind dir nun nur noch Erscheinungen des menschlichen Denkens – nun bist du jenseits all dieser Ideen angekommen, nun mußt du lachen. Ja das ist ja das Ziel ...
Ich sitze ein paar Tage im Park und verdaue das Erlebte.
Ich habe die reine Bewußtheit erlebt – wenn auch nur für eine kurze Zeit, aber es war so erholsam, so stärkend für mich. Ich weiß: hier habe ich etwas ganz wertvolles für mich selbst getan. Ich fühle mich so rein wie die Lotosblüte, die eigentlich im Schlamm wurzelt aber mit größter Reinheit aus dem Wasser herauswächst, ganz weiß über dem Schlamm – ein altes Symbol für die Buddhaschaft in jedem Menschen.
Langsam verlassen wir das innere des Tempels, wechseln unsere Kleider und bekommen ein wenig duftendes Öl an den Leib gerieben.
Bild 58 (337.37)
Es wird nun wieder hell. Die aufgehende Sonne scheint in den Mandapam hinein und macht alles hell-purpur. Ganz rein und kristallen klar treten wir in den Morgen, Vögel zwitschern, Blumen duften, selbst das Geschrei der Esel klingt wie Musik, die Dämpfe aus den Gräben sind angenehm, alles gehört zum Selbstver-ständlichen der Existenz, es gibt nichts zu bemängeln.
Noch einmal gehe ich um den Tempel. Diese vielen Figuren – nun sind sie mir sehr vertraut, und es sind wenige, sie sind nicht mehr unübersehbar. Über manche muß ich lachen: so sehe ich ein Wildschwein auf zwei Menschenbeinen,mit vier Menschenarmen und allerlei Menschlein und Tieren rundherum, auf dem erhobenen Kopf trägt das Schwein eine halbe Mondscheibe.
Bild 59 (342.26): Varaha
Jemand erläutert mir: dieses ist eines der Erscheinungen des Gottes Vishnu auf der Erde: Varaha.
Ein bhikkhu meint, ja nun bist du so weit: nun hast du keine Ehrfurcht mehr vor all diesen Erscheinungen, sie sind dir nun nur noch Erscheinungen des menschlichen Denkens – nun bist du jenseits all dieser Ideen angekommen, nun mußt du lachen. Ja das ist ja das Ziel ...
Ich sitze ein paar Tage im Park und verdaue das Erlebte.
Bild 60 (337.32): Kandariya - ein Blick zurück?
Das Erlebte lasse ich sorgfältig ausklingen – aber die Essenz bleibt erhalten. Wir gehen langsam und ohne Worte zu unseren Hütten zurück. Eines Abends komme ich schließlich an. Es muß nun etwas an mir sein, das die anderen Menschen gelassen werden lässt. Sie sind sehr liebevoll mit mir und den anderen, die an dieser Nacht teilgenommen haben. Und ich merke: selten habe ich mich selbst so angenommen und geliebt wie gerade jetzt.
Und ich bin auch liebevoll mit den anderen Menschen, mit den Tieren und Pflanzen. Nun könnte ich kein Tier töten oder auch nur schlagen. Ich bin völlig friedfertig. Bevor ich eine Pflanze abbreche, habe ich das Bedürfnis, sie um Entschuldigung zu bitten – und tue das auch.
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Bemerkungen und Ergänzungen hierzu:
*) bhikkhuni ist eine Nonne, bhikkhu ein Mönch, doch gibt's im tantra kein Zölibat
**) eine schöne Veena-Musik könnt ihr hier hören:Frau Punya Srinivas spielt:
Die Veena/Vina ist ein südindisches Instrument, verwandt der nordindischen Sitar. Auf dieser Aufnahme sind von rechts nach links zu sehen/hören: Gadam/Ghatam, Tambura, Veena, Mrdangam.
***) Om ist der unhörbare Laut der Unendlichkeit, der Ewigkeit, und Shantih bedeutet Frieden. Der Text »Indem du ...« findet sich im Buch von REPS 1976, Kapitel "Auf die Mitte zu", Nummer 59
#) Ich weiß zwar nicht, wie die Musik Indiens vor 1000 Jahren war, aber als ein modernes Beispiel weise ich auf einen Geiger aus Südindien hin: M.S. Gopalakrishnan:
http://www.youtube.com/watch?v=4yS9BCWFYbw&p=A57FC5EA2FAB8B82&playnext=1&index=33 Osho hat für seine Dynamische Meditation eine Musik von Georg Deuter spielen lassen, ähnlich klingt die von Gopalakrishnan.
##) ganz oben links an der Säule ist eine der letzten Karyatiden zu sehen, eine Stütze, die oben an der Säule auf ein kleines Podest gesetzt ist und eine Verbindung zum Dach herstellt - jedoch nur zur Zierde oder um eine Figur darzustellen. Die meisten Karyatiden sind verschwunden.
****) Sturm in der Biskaya
+) indem ich das Bild im Negativ lasse, kann ich die Stimmung etwas wiedergeben
++) Maithuna: Sammelbegriff für erotische und sexuelle Rituale zur Erlangung höchster spiritueller Einblicke, "vom Sex zur höchsten Erkenntnis"
+++) wie André van Lysebeth es schreibt
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Es geht weiter dort:
Tantra Khajuraho DREI: Der Tempel der Göttin Shakti, Devi Jagadamba
- meine Weiblichkeit in Khajuraho:
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